Zum Inhalt springen

Mal Gurgendizen

Ich erlebe es immer wieder dass ich auch bei niedrigen Spielklassen „Theoriemonstern“ gegenüberstehe. Ich selbst habe mich neben Taktiktraining auch viel mit Eröffnungen beschäftigt; mich interessieren aber eher die Pläne als die wirklichen Zugfolgen. Auch merke ich, dass ich mir konkrete Variantenbäume schlecht merken kann. Deshalb spiele ich eher „Systeme“. Ich merke mir also:

  • Die Felder, wo meine Figuren gut postiert sind.
  • Bestimmte Zugfolgen um nicht in Fallen rein zu tappen.
  • Pläne für das Mittelspiel.

Deshalb spiele ich viel London (Colle, Zukertort) als Weiß und Slavisch (als reversen Londoner) und Caro-Kann als Schwarz. Slavisch kann man gut als System spielen, aber im Caro-Kann gibt es aber schon wieder eine Menge Varianten. Deshalb habe ich hier auch mal das Gurgendize System in der Caro-Kann-Verteidigung ausprobiert. https://www.youtube.com/watch?v=r07qvSgTOQ8

Die Idee ist hier folgende:

  • Der Königsläufer wird fianchettiert.
  • Dadurch stehen die meisten Bauern auf weißen Feldern.
  • Der weiße Läufer ist damit obsolet und wird schnell getauscht.
  • Der Springer versucht auf f5 zu kommen und bleibt dort sehr lange.

Das bedeutet, dass Schwarz im 3. Zug die gängige Theorie verlassen hat, die sein Gegner gegen den Caro-Kann vorbereitet haben könnte, und zwar mit soliden Zügen. Mit dieser Vorbereitung kann Schwarz schnell spielen, während Weiß versucht, etwas herauszufinden, was einen möglichen Zeitvorteil bietet.

Hier ein Endspiel mit diesem System. Man sieht sofort:

  • Meine Bauern stehen alle auf weißen Feldern und sind kaum angreifbar.
  • Die Stellung ist geschlossen, von daher habe ich lieber noch einen Springer als einen Läufer.
  • Die konkrete Stellung ist gewonnen.

Ich habe das System mit Hilfe dieses chessable Kurses gelernt (der kostenfrei ist) und bin damit ganz zufrieden. Es ist auch immer eine gute Überraschung, weil in der normalen Theorie das System nicht vorkommt.

Hier sind einige Stellungen, die nach der Eröffnung vorkommen können:

In der ersten Stellung haben wir eine typische Carlsbader Struktur, bei der ein Minoritätsangriff immer die gute Wahl ist. Hier wurde der Springer auf f6 entwickelt, aber er hätte auch gut über h6-f5 oder über e7-f5 entwickelt werden können. Mit schnellen h5 kann er dann auch kaum noch angegriffen werden.

Die zweite Stellung erscheint mir typischer für das Gurgendize System; insbesondere wegen der weißen Bauernstellung f4-e5-d4. Hier wurde der Springer auf f5 entwickelt. Da der schwarze Läufer jetzt nicht mehr gut steht, kann er über f6 wieder zurückentwickelt werden und einen besseren Platz bekommen.

In beiden Stellungen sieht man, dass die schwarzen Bauern fast alle auf weißen Feldern stehen und konsequenterweise der eigene weiße Läufer gegen den gegnerischen weißen Läufer getauscht wurde, was in dieser Formation ideal ist.

Hier ein Spiel von mir:

Hier noch ein paar typische Spiele, die allerdings alle erst über Zugumstellungen entstehen.

https://lichess.org/VHBCHssF#0
https://lichess.org/5n4Yi5z4#0
https://lichess.org/gdvw1cOr#0

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert